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Mobilität statt Automobilität

Mobilität ist ein menschliches Grundbedürfnis. In der Geschichte der Menschheit war die Mobilität stets Audruck für die Suche nach besseren Lebensbedingungen. Völkerwanderungen und Nomadenstämme gibt es seit Menschengedenken. Der Unterschied zu den Anfängen der menschlichen Kultur ist, dass wir heutzutage häufig isoliert als Individuen mobil sind und somit sozial nur noch wenig eingebunden sind – Mobilität wird gleichgesetzt mit Flexibilität. Aufgrund des zunehmenden Wohlstands vor allem in den Industrienationen und der technischen Entwicklungen des Autos, ist unsere Mobilität in den letzten 100 Jahren eine Automobilität geworden – mit all ihren Vorteilen und Problemen, die wir heute haben. Problematisch sind vor allem die durch den Verkehr verursachten Emissionen und der Platzbedarf der Autos, die vor allem in Städten zum Verkehrschaos beitragen. Deshalb: Eine Verkehrswende ist notwendig!

Verkehrswende bedeutet, dass wir unsere Einstellung hinsichtlich der Mobilität ändern. Verkehrwende bedeutet nicht, nicht mehr mobil zu sein. Die Mobilität zu begrenzen würde bedeuten, die Entwicklung der Menschen zu begrenzen.

Mobilität der Zukunft darf keine reine Automobilität sein, sondern ist ein intelligentes, ökologisch und sozial nachhaltiges Mobilitätssystem. Dazu muss ganz klar gesagt werden, eine Verkehrswende ohne Einschränkungen der Möglichkeiten und Bequemlichkeit, die uns heute selbstverständlich und nur natürlich erscheinen, kann nicht Wirklichkeit werden. Eine Umstellung hinsichtlich der eigenen Mobilität wird sich aufwändiger gestalten, als beispielsweise die Umstellung von konventionellem Strom auf Ökostrom: Nicht jeder kann seine Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen, die verstärkte Nutzung des öffentlichen Verkehrs und von Leihautos bringt weniger Spontaneität (man muss sich nach Fahrplänen richten) und eventuell weniger Komfort, teilweise längere Reisezeiten mit sich. Diese Tatsachen dürfen natürlich nicht verleugnet werden.
Bei den technischen Möglichkeiten hin zu einer zukunftsfähigen Mobilität indes werden alternative Antriebstechniken weiterentwickelt und sparsame Motoren gebaut werden, die an sich keinerlei Einschränkungen der Bequemlichkeit mit sich bringen. Dies allein wird das Verkehrschaos in den Städten jedoch keineswegs mindern.
Daher sind neben den individuellen und technischen Veränderungen auch soziale Innovationen notwendig. Die bestehenden Verkehrssysteme müssen so ausgebaut werden, dass keine Hemmnisse bezüglich der Nutzung bestehen (Preisgestaltung, Taktfrequenz, Übersichtlichkeit, einfache und bedienerfreundliche Nutzung)

Die Reduzierung des Spritverbrauchs bei konventionellen Verbrennungsmotoren ist mittlerweile durch eine EU-Verordnung (EG Nr. 443/2009) geregelt. Bis 2020 sind die Autohersteller in der europäischen Union verpflichtet, den CO2-Ausstoß auf 90 g/km zu begrenzen. Der Benzin- und Dieselverbrauch würde dadurch auf 3-4 l/100 km reduziert.

Zusätzlich müssen natürlich alternative Antriebssysteme weiterentwickelt werden. Da der Rohstoff Erdöl in naher Zukunft immer weniger verfügbar sein wird, ist dies sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll. Die bisher entwickelten alternativen Antriebssysteme wie Elektroantrieb, Hybridantrieb, Wasserstoffantrieb/Brennstoffzelle, Biogas stecken noch in den Kinderschuhen und bringen gegenüber einem konventionellen Antrieb einige Nachteile mit sich (z.B. teure Anschaffung, keine Erfahrungswerte zur Lebensdauer von Akkus, weniger „Tankmöglichkeiten“, geringere Reichweite). Doch mit einer technischen Weiterentwicklung ist fest zu rechnen. Selbstverständlich sind Elektroautos ökologisch nur dann vertretbar, wenn der Akku mit Ökostrom geladen wird.

Eine Maßnahme, den Transportverkehr zu reduzieren, wäre, die externen Kosten (Straßennutzung, Unfallfolgen, Umweltschäden durch Abgase und Lärm) nach dem Verursacherprinzip in die Transportkosten von Waren und Gütern einzubeziehen. Billige Transportleistung führt zu einer Verlagerung von Fertigungsbereichen. Es darf sich nicht lohnen, Nordseekrabben zum Entschälen nach Marokko und zum Verkauf wieder zurück nach Deutschland zu transportieren. Wie ist es möglich, Balkonpflanzen für einen Euro im Supermarkt kaufen zu können, wenn schon die Schösslinge aus Kenia eingeflogen werden?
Städte könnten vom Lieferverkehr entlastet werden, wenn Konsolidierungspunkte, also stadtnahe Knotenpunkte eingerichtet würden, von denen aus Elektrofahrzeuge die Waren in die Städte transportieren.

Stark umstritten ist die Einführung eines Tempolimits von 120 km/h auf Autobahnen. Fakt ist, der CO2-Ausstoß ist abhängig vom Spritverbrauch. Und dieser ist umso höher, je schneller ein Auto fährt. Bei einem Tempolimit von 120km/h auf Autobahnen ließe sich der CO2-Ausstoß bezogen auf das Autobahnnetz um 9% und bezogen auf das gesamte Straßennetz um 3% verringern. Dies erscheint zunächst nicht viel. Allerdings würde ein Tempolimit bei den Autobauern einen Prioritätenwechsel hervorrufen: Immer schnellere und schwerere Autos wären für deutsche Autobahnen überflüssig und ließen sich schlechter verkaufen; leichtere, sparsame Autos wären dagegen sehr gefragt.

Einige Großstädte wehren sich schon heute gegen das Verkehrschaos und führten eine Citymaut ein. In anderen Städten (z.B. Templin in Brandenburg) ist bzw. war die Benutzung der Busse eine Zeit lang kostenlos; diese für Gemeinden kostenintensive Maßnahme bringt dann langfristig Erfolg, wenn sie von sogenannten „Push“-Maßnahmen flankiert wird, z.B. die Reduktion öffentlicher Großparkplätze. Nur dann ist die Verlagerung des Autoverkehrs auf den ÖPNV gewährleistet, zu Fuß gehen und Rad fahren ist schließlich weiterhin erwünscht.

Es bleiben die zurückgelegten Kilometer und die Tonnen ausgestoßener Treibhausgase. Wenn die festgelegten Klimaschutzziele erreicht werden sollen, ist eine Reduktion des allgemeinen Verkehrs unumgänglich.
Eine ganz wichtige Komponente dafür ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes. Ein guter Takt mit regelmäßigen Abfahrtszeiten macht Busse und Bahnen attraktiv. Die einfache Handhabung von Automaten oder eine intelligente Fahrkarte mit Funkchip, von der bei jeder Fahrt der Fahrpreis von einem Guthaben abgezogen wird, wären kundenfreundlich. Auch ältere Menschen sollten problemlos eine Fahrkarte erwerben und in die Fahrzeuge einsteigen können.
Wenn die Menschen das Zufußgehen oder Radfahren wieder entdecken sollen, brauchen wir fußgänger- und fahrradfreundliche Kommunen. Bei einem gut ausgebauten Wegenetz und z.B. Leihrädern, die man an verschiedenen Stationen wieder abgeben kann, entflieht so mancher dem Autostau in der Stadt. Und für nicht vermeidbare Autofahrten stehen zumindest in den Städten Teilautos zur Verfügung.

Auch die täglichen Autofahrten zur Arbeit können reduziert werden: fahrradfreundliche Betriebe bieten den Mitarbeitern sichere Abstellmöglichkeiten und Duschen an. Jeder Betrieb kann Fahrgemeinschaften unterstützen, indem er beispielsweise einen Platz am schwarzen Brett für einen Mitfahrerbörse einrichtet oder falls möglich den Mitarbeitern mit gleichem Wohnort gleiche Arbeitszeiten anbietet. Home-Office ist nicht in allen Bereichen möglich, würde aber in manchen Branchen zumindest die tägliche Fahrt ins Büro einsparen. Innovative Firmen bezahlen den Beschäftigten eine Bahncard 100 statt einem Firmenwagen.

Die Mobilität der Zukunft ist die kombinierte Mobilität. Das Auto spielt dabei auch noch eine Rolle, wird allerdings mehr zum Dienstleister – ist eines von vielen, sich ergänzenden Fortbewegungsmitteln. Die clevere Kombination von Bahnen und Bussen mit Leihrädern und Leihautos ergibt ein rasches und umweltfreundliches Verkehrsnetz ohne lange Warte- und Umsteigezeiten. Der Besitz eines eigenen Autos würde vor allem in urbanen Regionen, wie z.B. in der Testregion Ulm überflüssig.

Dienstleistungsunternehmen würden die ideale Zusammenstellung von Verkehrsmitteln, abgestimmt auf die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden (z.B. Eile, Gruppengröße, Gepäck und Fitnesszustand) ermitteln. Städte würden vom Autoverkehr entlastet, ungenutzt herum stehende Fahrzeuge würden weniger und die Software und das Konzept dieses Modells könnte weltweit verkauft werden.

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