Vb-Wetterlage

1891 veröffentlichte der deutsche Meteorologe Wilhelm van Bebber eine Übersicht über die Zugbahnen der Tiefdruckgebiete über Europa, wobei er eine Einteilung in fünf Klassen (bezeichnet durch römische Zahlen von I bis V) und einige Unterklassen (bezeichnet durch angehängte Kleinbuchstaben) vornahm. Tiefs der Klasse V ziehen über Frankreich ins nördliche Mittelmeer (dann auch als Adriatief bezeichnet). Tiefs, die von dort nach Nordosten Richtung Polen weiterziehen, wurden in die Unterklasse Vb eingeordnet. Die Klassifizierung von van Bebber ist heute außer Mode gekommen, lediglich die Klasse Vb wird wegen der damit verbundenen schweren Überschwemmungen noch gelegentlich verwendet.

Über dem recht warmen Mittelmeer nehmen Vb-Tiefs große Mengen Feuchtigkeit auf. Wenn sie dann nach Nordosten weiterziehen, werden mit nördlichen Winden auf der Westseite dieser Tiefs feuchte Luftmassen von Norden gegen die Ostalpen, das Erzgebirge, die Sudeten und die Westkarpaten geführt und dort zum Abregnen gezwungen. Wenn das Tief langsam genug zieht, können diese Stauniederschläge mehr als 24 Stunden anhalten und größere Überschwemmungen verursachen.

Zu den mit Vb-Wetterlagen verbundenen schweren Überschwemmungsereignissen gehören unter anderem das Oderhochwasser von 1997, das Pfingsthochwasser im Alpenvorland 1999, das Elbehochwasser 2002 und das ostalpine Hochwasser von 2005. Während der Niederschläge, die zum Elbehochwasser führten, fielen im Erzgebirge in Zinnwald-Georgenfeld 312 mm Regen in 24 Stunden, die höchste bisher in Deutschland beobachtete Tagesniederschlagssumme.